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07/2018

Kundenorientierung und Ernsthaftigkeit – ohne Schnickschnack

Das Innovation LAB der DZ BANK

Kein Tischfußball, keine Musik, keine Nerds, keine bärtigen Hipster. So sieht ein Innovation Lab aus? Für kartensicherheit.de war Thomas Sauerlaender bei der DZ Bank, lesen Sie hier seinen Bericht.

Ich stehe im vierten Stock der DZ BANK in Frankfurt am Main. Dirk Elsner aus dem Innovationsteam Team der DZ BANK kommt auf mich zu und begrüßt mich. Er wird mir in der nächsten Stunde das Lab zeigen und mir danach Rede und Antwort stehen.

Aber zunächst einmal bemerkt mein Gesprächspartner meine Verblüffung und klärt mich auf: „Wir haben hier ganz bewusst auf Schnickschnack und Klischees wie Tischfußball und so weiter verzichtet, auch, um die Ernsthaftigkeit unseres Vorhabens zu unterstreichen.", erklärt Dirk Elsner, während wir durch den großen Raum des Innovation Labs gehen. Die Atmosphäre ist locker und gleichzeitig fokussiert, hier kann man gut und kreativ arbeiten. Zahlreiche Team-Mitglieder sitzen an ihren PCs. An den Wänden hängen komplexe Prozesspläne und viele bunte Post-its. Irgendwo am Rand des Raumes sitzt ein Team im Kreis und diskutiert engagiert.

Seit zwei Jahren arbeiten in diesem Lab jeweils drei Teams. Ihr Ziel: In drei Monaten mit agiler Methodik eine Idee so weit zu entwickeln, dass ein optimierter Prototyp entsteht. Dies passiert alles mit regelmäßiger Erprobung der Zwischenergebnisse mit der anvisierten Zielgruppe, dem Kunden. Es geht darum, interne Prozesse zu verbessern und gleichzeitig Fintech-Ideen zu integrieren oder selbst zu entwickeln. Elsner verdeutlicht: „Hier ist nicht der Ort, an dem Ideen geboren werden. Hier werden ausgewählte Ideen gemeinsam ausgearbeitet und konkretisiert."

Wie das genau abläuft, erklärt mir der Lab-Experte anhand einer farbigen Grafik, die sich stark an der visuellen Prozessbegleitung „Graphic Recording" orientiert. Am Beginn der dreimonatigen Phase steht ein neu gegründetes Team. Es besteht aus dem „Product owner", der als zentraler Vertreter des Fachbereichs fungiert, einem externen Entwickler und weiteren Kollegen („Ressourcen"), die im Team die Entwicklung unterstützen. Moderiert wird das Ganze durch einen „Scrum Master". „Scrum" ist eine agile Arbeitsmethode, bei der sich das Entwicklerteam selbst organisiert. Der „Scrum Master" dient hier als Moderator und Vermittler zwischen den verschiedenen Rollen. Er sorgt zudem dafür, dass der Entwicklungsprozess voranschreitet und nicht abbricht.

Nach einer Planungsphase beginnen dann, ganz im Sinne des Mottos „Build- Measure-Learn", sogenannte „Sprints". Diese Sprints sind Teil der agilen Arbeitsmethode „Scrum", bei der bewusst auf einen detaillierten Projektplan verzichtet wird. Im Mittelpunkt steht die direkte Kommunikation im Team, ohne langwierige E-Mails und langweilige Meetings. Auf einem „Scrum-Board" kann dabei jedes Teammitglied verfolgen, welcher Kollege gerade an welchen Teilaufgaben arbeitet und wie weit diese Arbeit fortgeschritten ist. Kommunikation und ständiger Austausch, auch nach außen, scheint dabei sehr wichtig zu sein. Zur Arbeitstechnik des Innovation Lab gehören auch sogenannte „Evil Challenges", das sind Workshops, in denen ganz bewusst böse Fragen gestellt werden. Eine Herausforderung für jedes neue Produkt.

Und auch der Kunde wird dabei nie aus den Augen verloren. Im Gegenteil: Die Zwischenstände der einzelnen Sprints werden regelmäßig mit Zielkunden diskutiert, die Ergebnisse fließen direkt in den Entwicklungsprozess ein. Am Ende dieses Prozesses wird dann ein Prototyp stehen mit einem Businessplan und einem Konzept zur weiteren Vorgehensweise.

Und dann wird es ernst. Nun kommt der Pitch, bei dem das Projekt dem gesamten Vorstand der DZ BANK kurz präsentiert wird und das Team sich den Fragen zum übergabefähigen Prototyp stellen muss. Ein Vorgang, der schon so manches junge Teammitglied zuerst ins Schwitzen gebracht und nach erfolgreichem Abschluss mit sehr viel Stolz erfüllt hat.
Auch meinem Gesprächspartner ist der Stolz auf die bisherigen Ergebnisse direkt anzusehen: „Die ersten vier Lösungen sind bereits umgesetzt und live. Und in diesem Jahr kommen noch fünf weitere Umsetzungen hinzu!"